Bauchspeicheldrüse und Verdauung

Bauchspeicheldrüse

Bauchspeicheldrüse, das unterschätzte  Organ

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Die meisten Menschen bringen die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ausschließlich mit Diabetes melitus in Zusammenhang. Doch die Bauchspeicheldrüse ist viel mehr, denn sie steuert unsere Verdauung.

Die Bauchspeicheldrüse liegt im Oberbauch und wird in drei Abschnitte gegliedert: Kopf, Körper und Schwanz. Der Pankreasgang durchzieht sie in ihrer gesamten Länge. Sie gehört zu den Organen, die ihre Sekrete sowohl nach innen ins Blut (endokrine Drüse) als auch nach außen in den Darm (exokrine Drüse) abgibt.

Mit der Aufgabe der endokrinen Sekrete werde ich mich in diesem Blogartikel aber nicht beschäftigen.

Die exokrine Drüsenfunktion der Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse produziert ein Verdauungssekret, das dann in den Zwölffingerdarm, den obersten Abschnitt des Dünndarms, abgegeben wird. Hier vermischt sich das Sekret anschließend mit dem Verdauungsbrei, der aus dem Magen in den Zwölffingerdarm fließt. Kaum zu glauben, aber pro Tag werden zwischen 1,5 bis 3 Liter Pankreassekret gebildet und abgegeben.

Sauer ist im Dünndarm nicht lustig

Der Magenbrei ist mit hochkonzentrierter Salzsäure versetzt. Kaum zu glauben, aber der pH-Wert im leeren Magen liegt zwischen 1,5 und 2. Im Mundspeichel haben wir hingegen einen neutralen pH-Wert von 7. In diesem extrem sauren Milieu können die Verdauungsenzyme der Pankreas aber nicht arbeiten.

Das Bauchspeicheldrüsensekret enthält deshalb Bikarbonat zur Neutralisierung der Salzsäure. Das hat einen guten Grund, denn der Zwölffingerdarm hat, im Gegensatz zum Magen, keine schützende Zellschicht um Schleim abzusondern und sich so vor der Säure zu schützen. Das Bauchspeicheldrüsensekret enthält deshalb Bikarbonat zur Neutralisierung der Salzsäure.

Außerdem befinden sich im Pankreassekret: Amylase, Lipase, Protease und Elastasen. Diese Verdauungsenzyme spalten die Nahrungsbestandteile (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) in kleinere Moleküle auf, damit diese dann im Anschluss durch die Darmschleimhaut ins Blut aufgenommen werden können.

Pankreaselastase

Die Pankreaselastase ist ein Verdauungsenzym, das Eiweiße spaltet. Nachdem die Pankreaselastase ihre Aufgabe erledigt hat, wird sie unverändert mit dem Stuhl ausgeschieden. Deshalb ist es so einfach, ihre Aktivität zu messen. Die Menge der im Stuhl gefundenen Pankreaselastase gibt demzufolge Aufschluss über die exokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse.

Wird aber nicht genügend Pankreaselastase gebildet, kann es zu Durchfällen oder Verstopfung, Fettstühlen, Blähungen, Oberbauchschmerzen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Gewichtsverlust kommen. In den Anfangsjahren meiner Tätigkeit als Heilpraktikerin war das ein seltener Befund, doch in den letzten Jahren häufen sich die Fälle in meiner Praxis.

Bauchspeicheldrüse und verdauung
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Exkurs – Wie erkenne ich einen Fettstuhl (Steatorrhö)?

Der Fettstuhl zeichnet sich durch ein großes Volumen aus, ist hell, glänzt, schäumt und kann überdies sehr übel riechen. Er ist immer ein Krankheitsanzeichen, kann aber verschiedene Ursachen haben. Ein Fettstuhl kann neben einem Mangel an Pankreaselastase auch noch durch einen Mangel an Gallensäure aufgrund von Gallensteinen, einem Gallensäureverlustsyndrom, einem Morbus Chron oder einer Zölliakie ausgelöst werden. Ein weiteres Zeichen eines Fettstuhls ist, dass er in der Toilette nicht absinkt, sondern schwimmt.    

Ursachen

Die häufigste Ursache einer exokrinen Bauchspeicheldrüseninsuffizienz bei Erwachsenen ist die chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse (chronische Pankreatitis), gefolgt vom Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom), Entfernung der Bauchspeicheldrüse (Pankreasresektionen) und Defektheilungen nach akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Neben den organischen Ursachen können aber auch funktionelle Ursachen wie eine glutensensitive Enteropathie oder ein Morbus Crohn mit ausgeprägtem Dünndarmbefall zu einer Bauchspeicheldrüseninsuffizienz führen.

Wohingegen bei Kindern die Mukoviszidose als Ursache für eine exokrinen Bauchspeicheldrüseninsuffizienz an erster Stelle steht.

Therapie

Die Therapie erfolgt durch die Substitution von Pankreasenzymen in Form von Schweine-Pankreatin. Die Dosierung erfolgt angepasst an die Mahlzeiten. Des Weiteren richtet sich die Therapie natürlich nach der Grunderkrankung.

47 Antworten auf „Bauchspeicheldrüse und Verdauung“

  1. Das sind wieder viele spannende Fakten. Einiges sagt mit tatsächlich was. Ein Freund von mir ist vor einigen Jahren leider an Mukoviszidose gestorben und ein anderer Freund hat Morbus Crohn.

  2. Das ist für mich jetzt auch ein neues Thema aber umso interessanter, dass du das hier beleuchtest und gut verständlich erklärst! Danke für den tollen Beitrag! 🙂
    Liebe Grüße
    Silvia

  3. Wow, vielen Dank für den ausführlichen Beitrag. Ich habe leider auch häufig mit Magenproblemen zu kämpfen, leider klingt es nicht ganz wie das, was du beschrieben hast. Aber wäre ja auch zu schön, wenn man so per Zufall die Lösung für ein Problem findet. Trotzdem fand ich deinen Post sehr lehrreich!

    Liebe Grüße
    Fio

    1. Liebe Antonia,
      die Ursachensuche für Deine Magenprobleme würde ich in jedem Fall einem guten Therapeuten überlassen.
      Alles Liebe
      Annette

  4. Ich habe mich auch noch nie mit der Bauchspeicheldrüse beschäftigt, aber hab viel dazu gelernt! Vor allem über den Zungenbrecher Pankreaselastase – da musste ich erst mal zweimal hinschauen 🙂

    Liebe Grüße
    Jana

  5. Ein sehr interessanter und informativer Beitrag von dir! Der Bauch ist ein zentrales Thema wenn es um Gesundheit geht … das war mir gar nicht so bewusst. Wirklich gut verständlich erklärt.

    lg
    Verena

  6. Wieder ein interessanter Artikel – ich möchte an dieser Stelle einmal danke dafür sagen! Zugegeben, nicht ganz mein Themenbereich, aber Wissen hat man ja bekanntlich nie genug.

  7. Ein toller Einblick Annette, herzlichen Dank. Ich kenne mich zwar mit den endokrinen Drüsen gut aus, doch von der Bauchspeicheldrüse hatte ich bisher keine Ahnung. Wirklich sehr interessant!

  8. Hallo Annette,
    Danke für Deine informativen Beschreibungen.
    Spielt die Ruhe Zeit nach einer Hauptmahlzeit eine Rolle für die Enzymbildung?
    Herzliche Grüße
    Annegret

    1. Liebe Annegret,
      wenn man dem Verdauungstrakt ständig Snacks und Zwischenmahlzeiten anbietet ermüden die Verdauungsdrüsen irgendwann, weil sie permanent arbeiten müssen. Eine Pause von 5 Stunden zwischen zwei Mahlzeiten oder das Intervallfasten beugen dem vor.
      Alles Liebe
      Annette

  9. Hallo und vielen Dank für diesen informativen Beitrag! Habe ihn mit großem Interesse gelesen, weil mein Kater früher Pankreatitis hatte. Haben wir zum Glück mit einer Futterdiät gut hinbekommen. Ja, die Bauchspeicheldrüse wird leider oft unterschätzt bzw. vernachlässigt… GlG, Janina

  10. Liebe Annette,
    wieder einmal vielen liebe Dank für den Beitrag. Ich bin ein großer Fan des Intervallfastens, da ich selbst schon erfahren habe, wie empfindlich die Bauchspeicheldrüse reagieren kann. Man sollte hier tatsächlich viel öfter auf sein “Bauchgefühl” hören.
    Liebe Grüße an Dich
    Sandra

  11. Huhu,

    tatsächlich war mir fast alles bisher unbekannt und wenn, dann hat man es hier und da vielleicht mal gehört. War jedenfalls sehr aufschlussreich und auch interessant einige Fakten darüber zu lesen.

    Danke.

    LG
    Steffi

  12. Hallo Annette, ein Reminder an ein wichtiges Organ 🙂 vielen Dank für deinen Bericht. Ich denke, die Bauchspeicheldrüse wird noch oft unterschätzt, alle reden vom Darm und von der Leber und vergessen, dass es diese Drüse gibt, doch für viel mehr zuständig ist als für die Insulinproduktion. Du beschreibst sehr gut, kurz und knapp ihre Aufgaben, liebe Grüße Bettina

  13. Mal wieder ein Thema, mit dem ich mich viel zu wenig beschäftige. Dein Beitrag war wieder mal sehr informativ und ich habe einiges dazu gelernt. Vielen Dank dafür.

    Liebe Grüße Anja

  14. Liebe Annette,

    ich finde es immer wieder spannend zu lesen, wie komplex unser Körper doch ist. Über vielen Dinge, macht man sich oft keine Gedanken.
    Deine Beiträge helfen nicht nur, den Körper besser zu verstehen, sondern auch auf Alarmzeichen besser zu achten. Wieder sehr interessant, der Beitrag.

    Liebe Grüße,

    Tabea

  15. Ich habe hierüber noch nie was gehört. Ich finde es toll und spannend, wie du es schaffst, solch komplizierte und komplexe Thematiken so zu formulieren, dass ich ihnen folgen kann. Hut ab dafür!

  16. Hallo Anette,

    danke für die super Erklärung. Du erklärst das, damit jeder das Versteht. Nicht nur Ärzte. Damit kann man beim Arzt nachfragen wenn man was merkt oder Erkrankt ist.

    LG
    Julia

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